Peter Shaffer bringt seine Komödie im Dunkeln durch eine geniale Idee zum Leuchten: Die Bühne ist hell, wenn sie für die Darsteller im Dunkeln liegt, und dunkel, wenn das Licht angeht. Während auf der Bühne das Orientierungsvermögen verloren geht, hat der Zuschauer den Überblick und amüsiert sich über die zahlreichen Fettnäpfchen, die in der Dunkelheit lauern.
Ein großer Abend im Leben des jungen Bildhauers Brindsley Miller: Ein russischer Mäzen hat sich angekündigt, um eine seiner Skulpturen zu kaufen. Dann wäre Brindsley endlich solvent und könnte seine Verlobte Carol heiraten. Damit ihr gestrenger Vater diesen künstlerischen Durchbruch miterlebt, hat Carol ihn kurzerhand eingeladen.
Um zu imponieren, hat Brindsley seine schäbigen Möbel gegen exquisite Antiquitäten seines vorübergehend verreisten Nachbarn ausgetauscht. Als die Sicherung durchknallt und auch noch Brindsleys Ex-Freundin und die Schnapsdrossel von nebenan hereinschneien und der Nachbar vorzeitig aus dem Urlaub zurückkommt, scheint das Chaos komplett.
Aber es kommt immer schlimmer, denn es taucht auch noch der E-Werkstechniker auf, der den Kurzschluss reparieren soll…
PETER SHAFFERS „KOMÖDIE IM DUNKELN“ AMÜSIERT DAS PUBLIKUM IM ROSENHEIMER TAM OST
Im Dunkeln ist gut munkeln
Allein die Zuschauer behalten im Chaos des Geschehens auf der Bühne den Über- und Durchblick und amüsieren sich daher königlich in Peter Shaffers turbulenter „Komödie im Dunkeln“. Der britische Autor, dessen Stücke alle auf den Bühnen der Welt und im Film reüssierten, hatte für seine 1965 geschriebene „Black Comedy“, so der englische Titel, eine brillante und wahrhaft zündende Idee. Immer wenn im Spiel das Licht ausgeht, ist die Bühne hell. Dunkel aber wird es, wenn die Beleuchtung wieder funktioniert. Natürlich schafft diese Voraussetzung allein schon urkomische Situationen, macht aus den Zuschauern Voyeure und bietet den Schauspielern reichlich Gelegenheit, ihre verschiedenen Talente einzusetzen, nicht zuletzt schier artistisches Können bei „Fallstudien“ und haarscharfen Ausweichmanövern.
Jutta Schmidt, Schauspielerin in vielen TAM OST-Inszenierungen, gab nun dort mit Shaffers Komödie bei ausverkaufter Première ihr Regiedebüt. Mit gutem Gespür besetzte sie die verschiedenen Rollen und gab dem Stück das wichtige Tempo. Da passte jeder Einsatz, da überzeugte die Charakteristik der einzelnen Figuren. Dem Slapstick wird ebenso Raum gegeben wie der Aufdeckung menschlicher Schwächen.
So ziemlich alles geht schief an diesem für Brindsley Millers so wichtigem Abend und Peter Fritsch in dieser Rolle verleiht seiner wachsenden Verzweiflung darüber in pantomimischen Glanzleistungen Ausdruck. Als junger, erfolgloser Künstler erwartet er den Besuch eines steinreichen Kunstsammlers, zugleich hat seine Verlobte Carol ihren Vater, den autoritären Colonel Melkett eingeladen, seinen zukünftigen Schwiegersohn kennenzulernen.
Bemüht um guten Eindruck, tauscht er sein schäbiges Mobiliar gegen kostbare Stücke aus der Wohnung des verreisten Nachbarn Harold aus. Ein plötzlicher Kurzschluss aber reißt nach und nach alle Beteiligten in einen Strudel unkontrollierten Geschehens. Geladene wie ungeladene Gäste tauchen auf und nur reichlicher Alkoholkonsum aller lässt die Verwechslungen im Dunkeln allmählich nicht nur peinlich, sondern auch bizarr erscheinen.
Trefflich veranschaulicht Anja Rajch als Carol ihre steigende Unsicherheit in all dem Dilemma. Natürlich kehrt Nachbar Harold viel zu früh zurück, und Hermann Hager spielt den schwulen Feingeist mit hinreißendem Gebaren. Gelungen schräg agiert auch Gabriela Schmidt als verschrobene Miss Furnival. Der Alkohol nimmt ihr nicht nur die Angst vor der Dunkelheit, sondern spornt sie zu auch turnerischen Übungen besonderer Art an. Eine spezielle Lachnummer gelingt Thomas Terpetschnig in der Rolle des Colonel Melkett. Allein wie er sich aus dem Schaukelstuhl katapultiert ist überaus ergötzlich und auch sonst serviert er tolle Stunts.
Als schließlich noch Clea, Brindsleys Exfreundin auftaucht, ist das Durcheinander perfekt und Daniela Mayer gibt mit sichtlicher Wonne als „Rampensau“ dem Affen Zucker beim Zerpflücken ihres „Ehemaligen“. Die Riege der ausgezeichneten Schauspieler komplettiert Alexander Schoenhoff als Schupanski, kunstsinniger Mann vom E-Werk. Sein russischer Akzent ist ein echter Hörgenuss. Den darf Hans Anker im kurzen Auftritt dann als Millionär und Kunstsammler George Godonow noch fortführen. Wenn endlich Schupanski gottgleich mit theatralischem „Es werde Licht!“ den Schalter anknipst, bedeckt gnädig Dunkelheit das vollendete Tohuwabohu.
Mit Jubel und großem Applaus dankte das Publikum der Regisseurin und ihren Darstellern für einen hochamüsanten Theaterabend. Wer ihn nicht erlebte, dem sei empfohlen: hingehen und lachen!
Donnerstags von 16 – 19 Uhr ist Frau Gabi Tachakor für Sie da
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