'OVB 24.01.2023 -
TANZ, PARODIE UND SCHRÄGER WITZ
Theater TAM-OST beginnt Faschingssaison mit „Hotel Pleite“
Ein Gala-Diner im Luxushotel inklusive Bespaßung durch Weltklasse-Stars aus dem Showbusiness – wer träumte nicht von solch illustrem Event! Das Theater TAM-OST macht’s möglich und Hans Anker führte zusammen mit dem Ensemble Regie und setzte das löbliche Vorhaben in glänzende Realität um.
Ist „Hotel Pleite“ eine Komödie (gar Comedy?), ein Lustspiel, eine Farce oder eine Revue?
Eigentlich nicht - oder doch: Von allem ein bisschen, die richtige Mischung bringt’s!
Das Hotel, das eine große finanzielle Herausforderung gewinnbringend stemmen will, wird beraubt. Ein „schnuckeliger“ Räuber mit Pistole und Wuschelhaar zieht nicht nur mit Trinkgeld- und Einnahmekasse ab, sondern lässt auch noch die attraktive Putzfrau „freiwillig“ mitgehen. Nun wird’s eng, und die beiden Damen an der Rezeption lamentieren denn auch gewaltig, zum Gaudium des Publikums ist ihre Suada randvoll mit Pointen gespickt. Unverwüstlich brillant agierten Dagmar Deisenberger und Silvia Hofmann. Absagen? Um Himmels willen! Die findigen Powerfrauen Heidi und Claudia suchen sofort effektive Abhilfe zu schaffen. Pleite her oder hin: The Show must go on! Das Personal wird nun rekrutiert und vergattert, jeder hat schließlich irgendein Talent.
Zuerst muss das Team noch „geschult“ werden. Aber das setzt Kompetenz der Lehrenden voraus. „Und wir können doch selber nix“, meint Heidi. Egal, wir befinden uns eh schon in vergnüglicher Schräglage. Die bewundernswert trainierte Tanztruppe wurde von Gabi Tachakor, Dagmar Deisenberger und Kerstin Müller minutiös choreographiert und von der Regie in die schrillsten Klamotten gesteckt. Jetzt war Parodie Trumpf, berühmte Songs und Schlager dröhnten aus dem Lautsprecher und die exakten Mundbewegungen der „Live-Sänger“ machten die Täuschung perfekt.
Die erste Tanzeinlage war ein „Gruß aus der Küche“: Fast ein Dutzend Köche - pardon KochInnen – wirbelten in blütenweißer Berufskleidungsamt Kochlöffel über die Bühne. Pleite ja, aber offenbar kein Personalmangel...
Heidi und Claudia fühlten sich in der Rolle als Moderatorinnen in ihrem Element, sparten nicht mit Sottisen, und speziell Heidi ließ auf Kosten der Kollegin ihrem frechen Mundwerk freien Lauf. Die arme Claudia geriet mehr und mehr in Konfusion, ihre Vergesslichkeit machte ihr zu schaffen. Just in ihrer verpeilten Schusseligkeit konnte sie alle komödiantischen Register ziehen.
Viel belacht wurden die filmreifen Auftritte von Christian Reitinger und Hans Anker (der die Sketche schrieb): Perfekt als weibliche Wesensamt Busen und Stöckelschuhen ausstaffiert, gehören sie zu den „SchmarotzerInnen“ des Hauses, welche die Hotelleitung gerne loshaben möchte. Aber jetzt in Zeiten der Not sind sie außer zum Eierlikörsüffeln auch zum Putzen gut. Mit welch akrobatisch verrückter Aktion sie den ersten Teil vor der Pause zu einem Höhenpunkt führen, soll hier verschwiegen werden.
Nach der Pause beschleunigte sich das Tempo mehr und mehr. Die Tanztruppe, in wechselndem Outfit, zeigte trotz schweißtreibender Turbulenzen keinerlei Ermüdungserscheinungen. Jeder der Akteure (männlich wie weiblich) schien weidlich Spaß zu haben – sie lächelten animiert und keineswegs gequält! Diese gute Laune übertrug sich wiederum aufs Publikum, welches nicht mit herzhaftem Beifall geizte. Christian Reitinger als schelmisch kokettes Tirolermädel mit entsprechendem Hütchen hatte die Lacher auf seiner Seite.
Überraschend wurden Werbespots eingeblendet: Selbsteindeutige Zweideutigkeiten wurden nicht plump, sondern mit augenzwinkernder Grazie serviert. Wer wissen will, was es mit „Snickers“ auf sich hat, sollte unbedingt eine der nächsten Aufführungen besuchen...
Vor dem endgültigen Finale gab Claudia, ihr Lampenfieber heroisch bekämpfend, ihr Debüt als reale Live-Sängerin mit „Lilli Marleen“ in leichtverfremdeter Version.
Das Schlusstableau wurde zum fulminanten Kehraus unter dem Motto „divers“: Da war alles auf der Bühne, vom Macho und holder Weiblichkeit bis zu den subtilen Zwischenformen, köstlich kostümiert, sogar der Spiderman hatte sich unter die tanzende Schar gemischt.
Ein oberflächliches Amusement? Mitnichten! „Tiefsinn kann auch in der Oberfläche verborgen sein“, sagte mal jemand.
Hotel Pleite? Das Theater TAM-OST jedenfalls nicht!
Walther Prokop