Das Urteil muss einstimmig sein, das zwölf Geschworene nach sechs Verhandlungstagen in einem Mordprozess fällen müssen. Ein Schuldspruch würde für den neunzehnjährigen angeklagten Jungen den Tod bedeuten.
Für die Geschworenen scheint seine Schuld bewiesen, doch in der ersten Abstimmung stimmt der Geschworene Nr. 8 für nicht schuldig. Er hat einen „begründeten Zweifel“ und will nicht leichtfertig ein Menschenleben opfern. Einige Geschworene hingegen wollen die Beratung mit einem schnellen Schuldspruch rasch beenden.
Gegen ihren Protest rekonstruiert der Geschworene Nr. 8 im weiteren Verlauf der Beratung den angeblichen Tathergang. Er entdeckt Ungereimtheiten in der Beweisführung der Staatsanwaltschaft und Nachlässigkeiten beim Pflichtverteidiger des Angeklagten.
Es sind hitzige Auseinandersetzungen, in denen belastende Zeugenaussagen und weitere Indizien infrage gestellt werden und die eigenen menschlichen Schwächen und Vorurteile der Geschworenen zu Tage treten.
Langsam kippt das Votum von „schuldig“ auf „nicht schuldig“, aber kann auch der letzte Geschworene die Fragwürdigkeit seiner eigenen Motivation für den Schuldspruch erkennen und damit den Freispruch des Angeklagten möglich machen?
Ihr Urteil muss einstimmig sein, und so ziehen sich die zwölf Geschworenen nach einer sechstägigen Gerichtsverhandlung gegen einen 19-jährigen Puertoricaner aus den Slums, der seinen Vater ermordet haben soll, in das Geschworenenzimmer des Gerichts zur Beratung zurück.
So beginnt das Stück „DIE 12 GESCHWORENEN“, das der amerikanische Autor Reginald Rose als Fernsehspiel geschrieben hatte und 1954 ausgestrahlt wurde. Er verfasste auch das Drehbuch, als der Regisseur Sidney Lumet das Stück für den Film adaptierte. Der wurde ein Kinoklassiker und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Susanne Braune und Alexander Zinn inszenierten jetzt das Stück für die Bühne des TAM OST in Rosenheim.
Zur Linken befindet sich der große Tisch, an dem die Geschworenen sitzen sollen, mittig ist eine Schiefertafel, auf der immer wieder das Abstimmungsergebnis geschrieben steht, rechts ist ein kleines Waschbecken angebracht. Es ist einer der heißesten Tage dieses New Yorker Sommers, bei dem ein großer Ventilator etwas Kühle bringen soll.
Als der Obmann Nr. 1 (Norman Henke) auf Bitten der Männer schon zu Beginn abstimmen lässt, votiert einer von ihnen auf „nicht schuldig“ und schockiert damit die anderen, für die die Schuld des Angeklagten eindeutig bewiesen scheint. Geschworener Nr. 8 (Klaus Schöberl) aber hat begründete Zweifel, über die er sprechen will. Er wird die trostlose Jugend des Angeklagten schildern, die Nachlässigkeiten dessen Verteidigers aufdecken, Indizien und Zeugen infrage stellen.
Wie die einzelnen Geschworenen nicht zuletzt auf Grund ihrer Charaktere, ihrer Erfahrungen und auch Vorurteile reagieren, wird in einem dichten, überaus packenden Kammerspiel aufgezeigt. Besonders Nr. 3 (Stefan Vincent Schmidt), ein aufbrausender Mann hetzt, stänkert und verschließt sich jeder Argumentation von Nr. 8, der den Fall Punkt für Punkt durchgehen will und dabei immer mehr Ungereimtheiten aufdeckt. Als erster folgt Nr. 9 (Helmut Meier), ein älterer ruhiger Mann, seinen Ausführungen und stimmt nun für „Nicht schuldig“. Durch scharfe Beobachtungen einer Zeugin während des Prozesses bringt er dazu ein entscheidendes Detail zur Sprache. Im Gegensatz zu Nr. 8, der mit kluger und überzeugender Argumentation die anderen nach und nach dazu bringt ihre Sicht auf den Fall zu ändern, steigert sich Nr. 3 immer mehr in seinen Hasstiraden auf den Angeklagten und scheut auch vor Tätlichkeiten auf andere und besonders auf Nr. 8 nicht zurück. Hier prallen zwei absolut verschiedene Charaktere aufeinander und Klaus Schöberl und Stefan Vincent Schmidt bestechen in ihren Rollen auf beeindruckende Weise.
Hitzige Auseinandersetzung
In hitzigen Auseinandersetzungen kippt im Stück die Stimmung. Immer wieder zeigen Abstimmungen, dass weitere Geschworene an der Schuld des Angeklagten zweifeln. Nr. 11 (Heinz W. Warnemann), ein Einwanderer aus Europa, schätzt das freies Justizsystem Amerikas und ermahnt die aufgebrachten Gemüter besonnen zur Ruhe. Nr. 5 (Florian Fuchs), wie der Angeklagte in den New Yorker Slums groß geworden, weiß, wie man ein Messer beim Angriff führt und entlastet so den Angeklagten. Nr. 7 (Alexander Schoenhoff) will ein Baseballspiel am Abend nicht verpassen und schnell zu einem Abstimmungsergebnis kommen. Mit flotten Sprüchen ignoriert er lange den Ernst der Entscheidungen. Nr. 10 (Tobias Huber) ist ein cholerischer Rassist, der in seinen unbeherrschten Ausfällen bald alle mit Abscheu erfüllt. Nr. 2 (Thomas Müller) und Nr. 6 (Tobias Bauer) lassen sich nach und nach von den Recherchen von Nr. 8 und Beobachtungen anderer überzeugen. Auch Nr. 4 (Günter Hendrich), ein disziplinierter Börsenmakler, der analytisch denkt, ändert schließlich sein Votum. Nr. 12 (Josua Dreischhoff), ein oberflächlicher Opportunist, ändert dreimal seine Meinung.
Doch am Ende bleibt Nr. 3 als Einziger uneinsichtig. Für ihn ist der Angeklagte ein geborener Verbrecher. Doch als er vom eskalierenden Streit mit seinem Sohn erzählt, wird klar, dass dieser ihn tief verletzende Konflikt ihn bei seinem Urteil fatal beeinflusste. Als gebrochener Mann wird er schließlich als Letzter für „nicht schuldig“ stimmen.
Susanne Braune und Alexander Zinn gelang in ihrer Inszenierung ein bis zur letzten Sekunde hoch spannender Theaterabend, in dem alle Darsteller in ihrem Spiel von Beginn an überzeugten. Klaus Schöberl brillierte in der Rolle des Geschworenen Nr. 8, und Stefan Vincent Schmidt als aggressiver, verbitterter Mann, war ihm kongenialer Gegenpart. Sie, wie ihre Mitspieler und die Regie beeindruckten nachhaltig, das Publikum feierte sie zu Recht mit großem lang anhaltendem Applaus….
Donnerstags von 16 – 19 Uhr ist Frau Gabi Tachakor für Sie da
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