Königin Anna von England, die letzte Stuart-Königin, ist eine liebenswerte, aber schwache Herrscherin. Sie steht ganz unter dem Einfluss ihrer ersten Hofdame, der Herzogin von Marlborough. Sie ist für den Krieg, denn ihr Ehemann ist Oberbefehlshaber der britischen Armee. Die Königin aber will den Frieden erhalten, so wie Lord Bolingbroke, der Premierminister werden will. Dafür muss er die Marlboroughs ausschalten und ist somit der größte Feind der Herzogin.
Erbittert versucht jeder, die Königin auf seine Seite zu ziehen. Dazu benutzt Bolingbroke den jungen Arthur, einen hübschen Offizier der königlichen Garde. Sowohl die Königin als auch die Herzogin sind in ihn verliebt, während dieser nur Augen für Abigail, eine junge Hofdame hat.
Über diese Verquickungen spinnt der Lord seine Hofintrige. Es beginnt ein Spiel um Liebe, Politik, Macht und Geld. Siegt die Liebe oder die Machtgier? Kommt es zum Krieg oder kann sich eine vernünftige, menschliche Politik durchsetzen?
Das titelgebende Glas Wasser schafft es schließlich, die Weltgeschichte zu beeinflussen …
Das Glas Wasser gehört zu den berühmtesten Werken des französischen Dramatikers Eugène Scribe (1791-1861). Es besticht durch brillante Wortduelle, lässt die Zuschauer um das Schicksal des Liebespaares bangen und zeigt eine einsame, etwas törichte, aber gleichwohl entzückende Königin.
TAM OST SPIELT „DAS GLAS WASSER“ VON EUGENE SCRIBE
Scharfe Wortduelle im Salon
„Beim Einfädeln einer Intrige zuzuschauen, macht Spaß“, findet Lord Bolingbroke. Recht hat er, denn auch das Premierenpublikum im Rosenheimer TAM OST genoss es sichtlich, zuzusehen, wie im Lustspiel „Das Glas Wasser“ von Eugene Scribe Verschwörungen, Lügen, Gerüchte und Unterstellungen nicht nur menschliche, sondern auch politische Entwicklungen in Gang setzten. Wobei es für die Theaterbesucher weniger um das Sehen, vielmehr um das Hören ging, denn auf der Bühne wurde fast zwei Stunden lang vor allem eins getan: geredet.
Kompliment den fünf Schauspielern aus dem Ensemble des Theaters am Markt, die wahrscheinlich so viel Text lernen mussten wie kaum jemals zuvor in der 27-jährigen Geschichte des Rosenheimer Theaters und die Handlung allein mit dem Wort vorantrieben.
Das Lustspiel „Das Glas Wasser“ des französischen Autors Scribe, das 1840 in Paris uraufgeführt wurde und zu den Lieblingswerken von TAM-Regisseur Hermann Kunz gehört, besticht durch brillante Gesprächsduelle, gespickt mit rhetorischen Feinheiten. Wie im berühmten Film, in dem Gustaf Gründgens den Lord Bolingbroke so meisterhaft verkörperte, kommt dem redegewandten Intrigenspinner auch in der Inszenierung des TAM OST die entscheidende Rolle zu. Klaus Einsele leistet bravourös Schwerstarbeit: kaum eine Szene, in der er nicht das Wort führt, während er elegant auf der Bühne auf- und abmarschiert. Er spielt den Lord, der scheinbar mühelos die Fäden der Intrige in der Hand hält, als geschickt agierenden Politiker, dem es ebenfalls um persönliche Machtinteressen geht, der jedoch auch das Herz auf dem rechten Fleck hat.
Seine Widersacherin ist Daniela Mayer als Herzogin Marlborough, heimliche Herrscherin über die schwache Königin von England. In aggressiv-knallroter Robe, die Lippen ebenso grell-feurig zu einem spitzen Mundwerk gemalt, das wie ein scharfes Messer austeilt, stolziert sie über die Bühne – herrlich arrogant und anmaßend. Den Gegenpol bildet eine liebenswerte Königin Anna (Barbara Schmitt), im lieblichen weißen Kleid die Unschuld in Person, die sich – unterstützt vom Lord – im Laufe der Handlung emanzipiert. Die Liebe spielt ebenfalls mit im Reigen der Intrigen – in Person der selbstbewusst-koketten Hofdame Abigail (Anja Rajch) und eines jungen, gut ausschauenden Offiziers der königlichen Garde, den Peter Schrank als etwas naiven Tolpatsch verkörpert.
Doch eigentlich geht es im Lustspiel von Dramatiker Scribe um mehr als nur um persönliche Gefühle. Es geht um Krieg oder Frieden, ausgehandelt im Salon der Königin, symbolisiert durch hochherrschaftliche Stühle, die die Theaterkenner der Region aus dem Narrenkeller in Wasserburg kennen – eine Leihgabe durch dessen Leiter Jörg Herwegh. Und es geht im „Glas Wasser“, obwohl vor 170 Jahren erdacht, ganz aktuell um die Frage, ob die Gegenwart die Zukunft verschlingen wird. Es gibt Themen, die bleiben ewig jung, beweist das TAM OST.
Donnerstags von 16 – 19 Uhr ist Frau Gabi Tachakor für Sie da
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