Premiere:

18

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November

1984

November 1984

Januar 1985

Juni 1985

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Inhalt

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Schauspieler

  • mueller-toni

Kritik

OVB, 20.11.1984, von Franz Hilger

„Vaganten“ beziehen eigenes Heim

Rosenheimer „Theater am Markt“ mit zwei Einaktern eröffnet

Die „Vaganten“ haben im mittlerweile breiten Spektrum der Rosenheimer Amateurtheater zwei Bereiche besetzt, die ihnen so schnell niemand streitig machen dürfte. Der eine Bereich sind die „großkalibrigen“ Stücke (wie etwa der „Woyzeck“ oder der geplante „Sommernachtstraum“ Shakespeares), der andere sind die kaum oder überhaupt nicht bekannten Stücke mit Werkstatt-Charakter. Mit ihrem neuen „Theater am Markt“, das am Sonntag eröffnet wurde, haben sie dafür auch das geeignete Lokal gefunden. Zur Premiere gab es zwei Einakter von Jair Anibal Nino, einem jungen kolumbianischen Autor, und schon an dieser Auswahl wird erkennbar, dass die „Vaganten“ Wege gehen können, die anderen Laientheatern verschlossen bleiben. Welche Bühne hat schon einen Regisseur, der in Südamerika nach geeigneten Stücken stöbern kann? Die beiden Stücke, die Anton Müller als Gastregisseur einer Opernaufführung in Bogota von dort mitbrachte, müssen ihm auf Anhieb ins Konzept gepasst haben. Müllers Stärke ist es, komplexe Sachverhalte zu knappen szenischen Bildern zu verdichten, und diese Qualität ist auch bei Nino zu finden.

Das geistige Klima in einer Diktatur (und es muss nicht unbedingt eine südamerikanische sein) wird in „Die Autopsie“ auf eine einfache Modellsituation reduziert. Ein Arzt, dessen Tätigkeit darin besteht, Morde an Regime-Gegnern mit gefälschten Totenscheinen zu vertuschen, soll die Leiche seines eigenen Sohnes obduzieren. Kann er weiter vor sich behaupten, Leiche sei Leiche? Und kann er sich weiter vor sich selber damit rechtfertigen, auch ein wahrheitsgemäß ausgestellter Autopsiebericht mache die Toten nicht wieder lebendig? Wenn er seine sichere Stellung behalten will, dann muss er es hinnehmen und selber bestätigen, dass sein Sohn zum Kriminellen deklariert wird, der von der Polizei auf frischer Tat erschossen wurde. Eine Skala sich widersprechender Gedanken und Gefühle wird in Minutenschnelle sichtbar, ein Konflikt, wie er krasser nicht denkbar ist. Der Autor erspart dem Arzt die Entscheidung: Eine Scheinlösung ermöglicht es ihm, wieder zur Tagesordnung überzugehen. Der Rest ist Resignation.

Der kahle Berg, der dem zweiten Einakter den Titel gab, ist ein abstrakteres Bild. Er ist ein Berg wie der, auf dessen Gipfel Sisyphus seinen schweren Steinbrocken zu rollen hat, die Metapher des Sinnlosen, dem willkürlich ein Sinn gegeben wird. Der ehemalige Soldat, der an einer Straßenecke bettelt, hält zäh daran fest, dass die Erstürmung dieses kahlen Berges einen strategischen Sinn gehabt habe, ja dass das Schicksal des Vaterlands von der Eroberung dieses Berges abgehangen habe, auch wenn er selber dabei ein Bein verlor und fortan zum invaliden Bettler wurde. Sein Kumpel, der ehemalige Clown, legt mit ein paar einfachen Kinderfragen diese Lebenslüge bloß. Das Ende ist auch hier Resignation: Die körperlich und geistig Versehrten, Beschädigten, Deformierten überleben, die schlichte Wahrheit wird ein Opfer des Wahns. Geradlinig und ohne Schnörkel wurden diese Parabeln in Szene gesetzt. Keine überflüssigen Zutaten lenkten vom inhaltlichen Kern ab. Wie immer bei den „Vaganten“ konnten sich die Spieler auf eine straff geführte sprachliche und gestische Regie stützen.

Mit einer hilfreich charakterisierenden Kostümierung wie in „Der kahle Berg“ kam dazu noch ein kräftiger Schuss lockerer Spontaneität, von dem vor allem Hans Anker (Soldat) und Hubert Fischer (Clown) profitierten.

Werner Faltlhauser und Evi Gehring in „Die Autopsie“ hatten es ohne äußere Hilfsmittel schon schwerer, die Erfahrung einer so einschneidenden Existenzkrise darzustellen. Eine „Galapremiere“ war nicht beabsichtigt. Der Anfang kann wohl so gedeutet werden, dass hier in erster Linie konsequente „Kulturarbeit“ geleistet werden soll. Und für Kulturarbeit nach Art der „Vaganten“ gibt es trotz des vielfältigen Angebots in Rosenheim sicherlich viel Bedarf.

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TAM OST

Theater am Markt e.V.

Chiemseestr. 31
83022 Rosenheim

Telefon: 08031 234180

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