ovb, 20.12.2005, von Margrit Jacobi
Es hat schon Tradition, das Advents-Kabarett des „Breedl“ im Theater am Markt mit Stefan Hanus, Hubert Fischer und Wilhelm Maier am Keyboard. Bevor ihr spezielles „Hirtenspiel“ zur Wintersonnwend begann, lasen einige Mitglieder des hauseigenen Theaterensembles Geschichten und Gedichte, passend zur vorweihnachtlichen Zeit. So musste keiner aus dem Publikum befürchten, auf die „Offene Bühne“ geholt zu werden, denn auf die „Profis“, die sich im Zuschauerraum verteilt hatten, war Verlass.
Den Anfang machte Johanna Rambeck mit der Geschichte des marokkanischen Autors Tamar Ben Jelloun: „Der Mann, der die Feiertage hasste“. Das obligatorische Feiern und die Feststellung: An Weihnachten darf man nicht alleine sein, findet sogar in einem Land statt, deren Bewohner überwiegend dem Islam angehören. Doch in dieser Erzählung hilft ein Katholik und seine Familie, die Weihnachten nicht feiern, dem marokkanischem Nachbarn über einige beschwerliche Stunden hinweg.
Die „Oberbeleuchterin“ des Abends, Gerti Aicher, servierte das durch Loriot bekannt gewordene Gedicht „Advent“ und die makaber-amüsanten Reime dürften besonders frustrierten Ehefrauen gefallen haben.
Aus einem bayerischen Schüleraufsatz gab Gerhard Sellmair Erheiterndes zum Besten. Da etliche Originalfiguren der Weihnachtskrippe durch „Unfälle“ ausgefallen waren, ersetzte sie der Sohn des Hauses praktisch und exotisch. Wer hat schon Donald Duck als Josef in der Krippe, oder Batman als dritten Heiligen und einen Saurier zwischen Ochs und Esel?
Ein krasser Bruch des bisher Gehörten und spontane Erheiterung der Besucher gelang Gerd Meiser allein durch sein Vorlesen in reinstem Hochdeutsch. Josef von Westphalens intellektuelle Betrachtungen über Dilettanten und Professionelle gaben aber auch Denkanstöße.
Um einen gestohlenen Weihnachtsbaum und die fatalen Folgen ging es in einer isländischen Weihnachtsgeschichte, die Renate M. Mayer facettenreich verlas.
Zum Schluss konnten die „Breedl-Kabarettisten“ mit Schäferhut und Lammfellwesten ihr alpenländisches Hirtenspiel beginnen, erst durchsetzt mit ironischem Politik-Aktuellen, dann tatkräftig und vor allem sangesfreudig unterstützt von Kristina Moll im blauen Madonnengewand. So schön falsch hat man die Sternsuche schon lang nicht mehr gehört und richtig vergnügt abheben durfte das Quartett dann mit dem Mikro verstärkt und mit Holzscheitl-Schlagstöcken bei Rap und Popmusik. Wem da nicht adventlich zumute wurde, dem konnte nicht mehr geholfen werden.